Anders anders als andere.
Häufig hat man zu mir gesagt, dass ich oder etwas an mir anders oder nicht normal wäre. Auf meine Nachfragen erklärte man mir, dass es das eigentlich ohnehin nicht gäbe. Jeder sei doch anders und alle verschieden.
Ausgeschlossen von einer Normalität, die es scheinbar nicht gab, suchte ich nach einer Auflösung dieses Widerspruchs.
Ich suchte nach einer Antwort auf die Frage, warum ich anders anders war als andere.
In Schubladen Denken.
Eines der Worte anderer, die ich auf meiner Suche schließlich fand, war: Autismus. Endlich ein Wort, dass mir eine Erklärung, eine Erlaubnis für meine Art zu denken, meine Wahrnehmung – oder schlicht, dem Ganzen einen Namen gab.
Sein zu dürfen war für mich ein riesiger Schritt dahin, verstanden zu werden. Nach all der Zeit war da endlich eine Schublade, in die ich größtenteils zu passen schien.
Jetzt durfte ich mich endlich mal in Schubladen denken.
Meine Worte für mich.
Zwischen mir und den anderen gab es einen feinen, aber deutlichen Unterschied. Auch wenn es niemand benennen und so greifbar machen konnte, spürte ich ständig, dass da etwas war. Notgedrungen versuchte ich es dann zu ignorieren und mich anzupassen.
Ich funktionierte nicht in einer Welt, die für mich nicht funktionierte. Immer wieder fand ich mich im Zentrum von Konflikten wieder, die ich nicht verstand. Allen fehlten die Worte.
In sturer Hoffnung, eines Tages verstanden zu werden, machte mich so daran, meine eigenen Worte für mich zu finden.
Endlich Normal.
Nachdem mir jemand nach einem langen Diagnoseprozess die Erlaubnis gegeben hatte, diese Schublade ganz zu öffnen, machte ich mich daran, diese gründlich auszukundschaften. Ich fand Menschen, die waren wie ich — eben auch anders.
Vielen dieser Menschen war es ähnlich ergangen und sie wurden spät und nach einer Zeit immensen Leidensdrucks als Autist:innen erkannt. Wir waren alle verschieden und teilten doch eine Normalität. War nicht genau das normalerweise normal?
Hei! Endlich war ich mal normal.
Eine gemeinsame Zwischenwelt.
Ich werde immer jemand bleiben, der von Aussen beobachten und verstehen muss, was er nicht intuitiv kann. Aber nur deshalb habe ich meine unbestechliche, unvergleichliche, bereichernde, direkte, unerwartete, eigene Perspektive auf die Welt.
Ich habe etwas zu erzählen und etwas, das sich zu Teilen lohnt. Dafür finde ich Worte. Nicht nur um Autist:innen, sondern um uns allen Brücken zueinander zu bauen. Dadurch, dass wir einander an unseren Perspektiven teilhaben lassen, gestalten wir unsere Welt.
Gemeinsam erschaffen wir eine gemeinsame Welt, zwischen unseren Welten.